Instagramability – best practice aus Plau am See

Judith Kenk - Sichtbarkeitsexpertin aus MV

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Instagramability – best practice aus Plau am See

Bei der Recherche zu meinen Blogbeträgen rund um Instagramability bin ich auf Caroline Peter-Böttchers große einladende podestartige Holztreppe vor ihrem Lädchen gestoßen. Seit dem Sommer 2023 bietet die Weltbürgerin und Köchin hier Delikatessen in einem neuen Delikatessengeschäft in der Plauer Steinstrasse an. Von selbstgemachter Pasta über Öle bis zu einem raffinierten Mittagstisch oder Soirées, hier können sich Kulinarikfans richtig verwöhnen lassen. Der Name des Ladens ist also Programm: Caroline Handmade.
Doch was tun, wenn die Menschen nicht merken, dass es etwas Neues in ihrer Stadt gibt?
Hier ist Ideenreichtum gefragt und den hat Caroline zweifelsohne bewiesen und umgesetzt. Über die Hintergründe wollte ich mehr erfahren und habe Caroline interviewt.

Warum hast du die Holztreppe vor Deinem neuen Delikatessenladen installiert?

Zu Anfang war es ein bisschen aus der Not heraus, weil ich mich von meinem omnipräsenten Nachbarn abheben musste und wollte. Viele Plauer haben sich an ihn einfach gewöhnt, dass da knallbunte Bildchen dran sind. Das Haus wurde essenziell auch immer mit dieser gastronomischen Einrichtung assoziiert. Und das neue wurde gar nicht wahrgenommen. Das haben mir ganz ganz viele Leute erzählt: „Ach, wir haben Dich gar nicht richtig mitbekommen. Wir haben schon seit Jahren die Baustelle da immer gesehen. Aber so richtig haben wir Dich noch nicht mitbekommen.“

Caroline Peter-Böttchers in ihrem geschmackvollen neuen Delikatessen-Laden in Plau am See (Foto: https://carolinehandmade.com/)

Und dann wollte ich die Straße zum Ort des Verweilens, des Zuschauens und des Begegnens herrichten, weil ich doch viele Jahre in Hanoi gelebt habe, in der großen großen Stadt, wo das Leben auf der Straße stattfindet. Und ich habe das hier so ein bisschen vermisst.
Also klar, es gibt die eine oder andere Tischgelegenheit, Sitzgelegenheit, viele Unternehmen haben ihre Hausfronten hergerichtet. Aber so richtig mit: Ich nutze die Straße, nicht nur als Gehweg, sondern auch als Lebensort – das hatte mir noch gefehlt. Da habe ich mir den Kopf drüber zerbrochen und bin letzten Endes zu dem Resultat gekommen, wie Du es jetzt vor meinem Lädchen siehst.

    Hört der sympathischen Caroline zu, wie sie über ihre Treppe schwärmt!

    Als Zweites: Ich mag es, mit Blickwinkeln zu spielen. Ob es einfach nur ein mentales Spiel ist oder ob man es so richtig in die physische Welt umsetzt. Und wenn Du mal bei mir auf die Treppe hochkletterst, dann hast Du auf Plau wirklich einen ganz anderen Blickwinkel.
    Du kannst in meinen Laden hineingucken und wir sind auf Augenhöhe. Oder Du kannst auf die Straße hinunterblicken, auf die Passanten – herabblicken. Ohne dabei in eine hoheitliche Arroganz abdriften zu wollen. Aber du hebst Dich quasi von dem normalen Leben für einen kleinen Moment ab und hast einen anderen Blickwinkel. Und zwar den aus der Vogelperspektive. Und wollen wir nicht alle immer mal ein bisschen weiter nach oben kommen, als wir vielleicht sind?
    Und zum Schluss wollte ich das Ungewohnte erlebbar und zusammen mit dem Essen, das ich mache, genießbar machen. Ich hoffe, das ist mir gelungen.

    Auf Carolines Instagram-Account erlebt ihr echte Food-Liebe – handmade by Caroline!

      Was sind Deine Beobachtungen? Wie verhalten sich die Menschen auf und neben der Treppe?

      Ich habe gemerkt, dass die älteren Menschen tatsächlich erstmal stutzig sind, wenn sie das alles sehen. Sie wissen nicht genau damit anzufangen, was es denn ist.
      Jetzt mittlerweile ist es etwas ersichtlicher, weil ich einen Sonnenschirm schön montiert habe. Ab und an lass ich einfach mal ne Kaffeetasse oder ein Weinglas auf meiner Treppe rumstehen, damit man weiß, das ist ein Ort, den ich nicht nur angucken kann, sondern den ich auch erleben kann. Und zwar kulinarisch kann ich ihn erleben. Und dann fangen die Leute auch an, diese Möglichkeit auszuschöpfen.

      Das erste Gruppenfoto auf der #PlauerTreppe.
      Klick auf das Bild und erlebe den Aufbau der Treppe!

      Kinder hingegen wissen intuitiv, wie sie mit der Treppe umzugehen haben. Also bevor überhaupt irgendwas draufstand, klettern die meisten natürlich, wie es kleine junge Äffchen halt machen. Und sie setzten sich hin, es hat die richtige Kniehöhe, sie kommen überall rauf. Und dann verstehen sie auch, sie können auf die anderen Leute herabblicken. Oder sie können aus `ner höheren Position heraus das Leben beobachten. Und das ist total verrückt, wie Kinder da absolut hemmungslos sind, neugierig und das volle Potenzial dieser Treppe sofort ausnutzen

      Die Treppe von Caroline lädt Kinder zum Klettern
      und Große zum Verweilen und posten ein.
      Foto: Caroline Peter-Böttcher

      Wie bist du auf die Idee mit der Treppe gekommen?

      Dazu gibt es zwei Antworten, eine Kurze und eine Lange. Da kann ich ein bisschen ausholen und zwar mit meinem Hotel in der Hanoier Altstadt. Da hatten wir früher eine Treppe vor dem Haus, also eine ganz normale Stufentreppe. Man lag ein bisschen höher, mit seinem Etablissement. Und die meisten Gäste, die wir im Haus hatten, die fanden das so urig vor dem Hotel zu sitzen und das vietnamesische Leben an sich vorbei ziehen zu lassen. Da war nichts, wir mussten keine Stühle rausstellen und keine Tische rausstellen. Die Leute saßen einfach immer auf unserer Treppe und haben geguckt. Viele Leute schrieben uns dann nachher: „Ach Caro, wir haben so tolle Stunden auf der Treppe in Hanoi verbracht“ und die Treppe Treppe Treppe war’s immer.
      Ich dachte: Ja klar, also ich brauch auch mal wieder `ne Treppe!“. Dass dann aber die Treppe so in die Steinstraße 8 kommt, das hätte ich so nicht gedacht. Und voila!

      Genießen, verweilen, den Blickwinkel wechseln – die #PlauerTreppe kann all das
      und ist dabei noch instagramable. Foto: Caroline Peter-Böttcher

      Die etwas kürzere Antwort dazu wäre gewesen, dadurch dass ich eigentlich nur 3qm vor meiner Ladenfront als mir zugehörig nutzen darf, musste ich mir was überlegen, wie ich auf kleinstem Raum eine maximale multifunktionale Ausschöpfung herrichten kann, um alles da zu haben, was ich brauche: eine Warenauslage, Sitzgelegenheit, ein bisschen was verrücktes, um das Stadtbild vielleicht auch zu verändern. Und ich nehme an, das ist mir mit der Treppe ganz gut gelungen. Und vielleicht habe ich mich auch ein bisschen an dem Bauhaus-Motto orientiert: Form follows function.

      Instagram ist the best friend with my stairs!

      Caroline Peter-Böttcher

      Es war mir dabei auch sehr sehr wichtig, dass ich die städtischen Möglichkeiten natürlich regelkonform nutzen kann und dabei auch an einer sensiblen Ästhetik festhalte. Meine Treppe ist aus Holz geschaffen, sie fügt sich dem Stadtbild, sie hat keine ausgefallene Farbe und ist einfach ein tolles Material, dadurch dass sie aus Holz ist und kein Podest aus Metall zum Beispiel. Das war mir sehr sehr wichtig.

      Wie steht es mit der Instagramability Deiner Treppe?

      Ich sage: „Oh yes! Unbedingt!“ Die meisten Besucher haben das auch wirklich genutzt. Sie haben sich hingesetzt und fotografiert. Ich wusste nicht, dass das so instagramable ist. Aber so ist es.
      Auch erst heute Morgen. Ich habe in der Küche gestanden, das Lädchen war noch geschlossen.

      Also Mütter mit ihren Töchtern, ob nun erwachsen oder junge Töchter setzen sich hin und machen ein Foto von sich. Das finde ich total süß und klar, warum soll das nicht auch die #PlauerTreppe werden.
      Das wäre natürlich total cool. Und oh ja: “Instagram ist the best friend with my stairs!“

      Vielen Dank an Caroline Peter-Böttcher für dieses Interview und die Einblicke in den Prozess der Ideenfindung und Umsetzung. Es ist Teil 3 der Reihe zum Thema Instagramability.
      Ich freue mich auf eure Kommentare und Gedanken dazu! Habt ihr auch gute regionale Beispiele?

       

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